Lea
Agronomische und qualitative Eigenschaften
Die Aubergine LEA bildet einen determinant wachsenden Busch mit silbern überreiftem Stängeln und Laub und leicht bestacheltem Kelchblatt. Die eiförmigen Früchte sind in der Grundfarbe weiß mit rosa Flammung. Je intensiver die Sonneneinstrahlung ist, desto dunkler wird das Rosa und kann fast lila wirken. Die Pflanze wird ca. 0,8 m hoch und ist sowohl für den Freilandanbau im Beet wie im Kübel geeignet; auch im Balkonkasten bietet sie einen Blickfang. Ebenso ist geschützter Anbau möglich, dann ist der Pflanzenaufbau lockerer. Die Früchte haben nur wenige Kerne und sind für ihre Größe (Länge ca. 14 cm) recht schwer (um 200 g), was wahrscheinlich durch die unter Freilandbedingungen entstehende hohe Zelldichte zu erklären ist. So kommt auch die angenehme Konsistenz und Bissfestigkeit zustande, die sich positiv gegenüber dem gewöhnlicherweise schwammartigen Fruchtfleisch vieler Auberginen abhebt. Der Geschmack wird als „gemüsig-zart“ beschrieben.
Wenn die Fruchtfarbe auf gelb umschlägt, beginnt die Samenreife, und die Genußreife endet. Die kleine, robuste Pflanze braucht auch in heißen Sommern nach dem Anwachsen im Freilandbeet keine zusätzliche Bewässerung oder weitere Düngung als die Kompostgabe zur Pflanzung. Stattdessen reagiert sie positiv auf eine dicke Mulchschicht, die den Boden aktiv und die Feuchte beisammen hält. Die überraschend kräftige Wurzel kann die Pflanze gut versorgen. Sonne und Wind hält sie problemlos stand, nasse Sommer verzögern die Ernte, verhindern sie aber nicht, bei großer Fruchtlast kann eine Stütze jedoch vorteilhaft sein. LEA zeigt ihre Qualität als elegante Kämpferin besonders unter widrigen Bedingungen. Nur der Kartoffelkäfer macht ihr den Garaus.
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Ergebnisse aus dem Versuchsanbau
Im Praxisanbau hat sich LEA gut im Freilandanbau entwickelt und erzielte dort einen auskömmlichen Ertrag. Sie zeigte ein schnelles „Ankommen“ nach der Anzucht und ein attraktives Aussehen. Ihr weißes Fruchtfleisch wurde als sehr fest eingestuft.
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Züchtungsgang
LEA ist eine Selektion aus der ProSpeciRara Sorte ROTONDA BIANCA SFUMATA DI ROSA, vertrieben von der Sativa Rheinau AG. Die erste Selektion fand in dem Vermehrungsbestand der sativa 2012 statt, in dem Züchterin Iris Attrot sich Früchte von Pflanzen des Wunschtyps aussuchen durfte. Bei den Früchten wurde darauf geachtet, dass sie zahlreich sind und für eine gute Standfestigkeit nah am Stamm hängen; Pflanzen mit wenigen sehr großen Früchten wurden nicht gewählt. Warum wurde eine Auberginen für das Freiland entwickelt? Der umfangreiche Anbau von Arten aus der Familie der Solanaceae (Nachtschattengewächse), wie Tomate, Paprika und Aubergine, hat im geschützten Erwerbsanbau zu gravierenden Fruchtfolgeproblemen geführt. Eine Möglichkeit sollte eröffnet werden, die Gewächshausböden zu entlasten, indem Ausweichsorten für das Freiland geschaffen werden, die es dem Erwerbsgärtner ermöglichen, den Böden eine Pause zur gesundheitlichen Regeneration zu gönnen. Eine kleine, anspruchslose, wenig arbeitsintensive Aubergine, die zwar weniger Ertrag bringt als die Gewächshauspflanze, dafür aber wesentlich weniger Kosten verursacht und in ihrem attraktiven Anderssein gut zu vermarkten ist, soll als Alternative dienen.
2013 wurde der erste Selektionsbestand von Kartoffelkäfern dezimiert, die von einem ca. 1,5 km entfernten Kartoffelacker invadierten, als dieser das Laub durch Phytophtora infestans verlor. Danach wurde ein 40 m langer Wandernetztunnel angeschafft, der den Befall zu kontrollieren hilft. In diesem Tunnel wurde sowohl eine rosa-weiß geflammte als auch eine lila Aubergine sowie Kreuzungen aus beiden Linien selektiert. Der Gesamtbestand hatte 250 - 280 Pflanzen. Bis 2019 wurde jährlich selektiert. Selektion (Einzelpflanzenselektion) und Samenbau fanden durchgängig auf dem biologisch-dynamisch bewirtschafteten Ralzhof statt. Über drei Saisons währte der Versuch, die Stachelbildung am Kelchblatt züchterisch zu verringern, jedoch stellte sich heraus, dass damit auch die Festigkeit des Holzes zurückging. Glücklicherweise wurden in diesen Jahren auch die besten Pflanzen mit Stacheln mitgenommen, sodass dieses Vorgehen keinen (Zeit-)Verlust im Züchtungsgang bedeutete. Im Weiteren wurde großer Wert auf eine gut ausgebildete Sollbruchstelle des Stiels am Spross gelegt. Geerntet wird, indem die Frucht, nicht der Kelch angefasst und die Frucht nach oben gezogen wird. Dazu wird keine Schere benötigt, was die Erntegeschwindigkeit erhöht.
Im November 2019 erfolgte vom Bundessortenamt gemäß Richtlinie 2009/145/EG die Zulassung als Amateursorte. Die Erhaltungszucht findet durch Iris Attrot statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u. a. der bingenheimer saatgut.
Rechtlicher Status: Die Sorte wurde im November 2019 vom Bundessortenamt als Amateursorte gemäß Richtlinie 2009/145/EG zugelassen.
Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut
Züchterin: Iris Attrot
Sortenbiografie