Nina

Agronomische und qualitative Eigenschaften
Das Schnittbasilikum NINA fällt besonders durch ein frisches Mittelgrün und eine ausgewogene Vitalität auf. Die Blätter sind leicht gezähnt, gewölbt und mittel bis groß. Der Aufbau der Pflanze ist locker, gleichzeitig füllig und von mittlerer Höhe. Das Aroma ist weniger blumig, sondern vielmehr frischwürzig mit einer gewissen Schwere. Auffällig sind der gute Ertrag und die Gesundheit mit einer guten Toleranz gegenüber Falschem Mehltau (Peronospora belbahrii), womit eine lange Erntbarkeit verbunden ist. 

  • Ergebnisse aus dem Versuchsanbau

    Die Rückmeldungen aus dem Praxisanbau 2023 waren sehr positiv. Die gute Gesundheit, Wüchsigkeit, Geschmack, später Blühzeitpunkt und Ertrag überzeugten die Kunden. Die Erfahrungen und Rückmeldungen führten zur Sortimentsaufnahme der Sorte. 

    In einer Sichtung von Basilikum-Favoriten in Lindewerra im Jahr 2024 ging NINA (ehem. Linie 4) als Favorit hervor. Sowohl im Ertrag (2,0 kg/m2), einem späten Blühbeginn und der Vitalität (auch gegen Falschen Mehltau) zeigte NINA gute Ergebnisse. Das mittelgroßblättrige Basilikum zeigte ein frischwürziges Aroma.

  • Züchtungsgang

    Beim Anbau von Basilikum in der Demeter-Gärtnerei Piluweri ist in den letzten Jahren vermehrt die Gesundheit des Bestandes ein Problem gewesen. Falscher Mehltau und auch Rhizoctonia lassen an einigen Orten den Anbau gar nicht mehr zu. Den Ausschlag für eine Selektion von Einzelpflanzen gab im August 2015 die Entdeckung, dass beim wie jedes Jahr eintretenden Befall des Erntebestandes mit Falschem Mehltau und seiner schnellen Ausbreitung einige Pflanzen auch des gestauchten Typs der Sorte Mittelgroßblättriges Basilikum (Bingenheimer Saatgut AG) verhältnismäßig gesund blieben. Alle gesünderen Pflanzen (insgesamt ca. 30) regenerierten sich schnell, wurden einzeln erfasst und beschrieben und nach Räumen des Bestandes auf der Fläche belassen. Sie blühten miteinander ab, und Mitte November 2015 konnte, nach Einzelpflanzen getrennt, Saatgut geerntet werden. Dies war der Start für eine Neuzüchtung mit dem Zuchtziel eines Schnittbasilikums mit guter Gesundheit und Einheitlichkeit bei gutem Aroma und etwas höherem, luftigem Wuchs. Anbau, Selektion und Samenbau fanden über den gesamten Zuchtgang auf den Flächen der biologisch-dynamisch bewirtschafteten Gärtnerei Piluweri statt.

    2016 wurden nach zwei Sichtungen in Folienhaus und Freiland vier Linien für die Weiterführung zur Züchtung für den Schnitt ausgewählt.

    Der 2017 im Freiland gepflanzte Bestand entwickelte sich gut. Die durchgeführten Erntegänge und Bonituren ergaben unterschiedliche Ertragsstärken der Linien. Den Mehltaubefall überlebten nur eine Linie im Freiland und zwei im Folienhaus. Diese gelangten mit einigen keimfähigen Samen zur Saatguternte.

    2018 wurden sieben Linien angebaut, wovon drei Linien besonders geeignet schienen: Eine davon (Linie 4, später NINA) mit ausgewogener Erscheinung und einem besonders frischen Grün zeigte sich außergewöhnlich freilandtauglich mit einer guten Regeneration nach zweimaligem Mehltaubefall und gutem Nachtreiben nach der Ernte. Eine andere fiel durch einen schönen Aufbau bei gleichzeitiger Wuchskraft besonders auf. Eine dritte hatte sehr ansprechende, glänzende, gewölbte Blätter und ein gutes Aroma bei gleichzeitiger Wärmebedürftigkeit und leichter Wurzelschwäche. So hatte jede Linie etwas, was den anderen fehlte und was ihr ein charakteristisches Merkmal verlieh. Es folgte ein direkter Vergleich mit den starkwüchsigen, besonders ertragsstarken Linien.

    2019 wurden die drei Linien aus 2017 noch einmal gesichtet und eine davon auch selektiert und isoliert. Bei den drei Linien aus 2018 wurde wiederum Auslese betrieben, isoliert und Saatgut gewonnen; eine Probeparzelle wurde durchgehend beerntet und beobachtet. Linie Nr. 4 aus 2018 wurde vermehrt. Sie war im letzten Jahr im Freilandsatz durch ihre gute Gesundheit aufgefallen, hatte jedoch nur wenig und nicht gut keimfähiges Saatgut ergeben. Abweichende Typen wurden herausgenommen, und es wurde versucht, etwas in Richtung gewölbte, basilikumtypische Blattspreite auszulesen.

    Im Jahr 2020 wurde durch einen außerordentlich frühen Mehltaubefall (schon Anfang Juli) ein wichtiger Selektionsschritt möglich. Gleichzeitig ermöglichte eine Sichtung von vier Linien mit zwei Wiederholungen die Entscheidung für die Favoritenlinie Nr. 4.

    2021 war von kühler und feuchter Witterung geprägt, was eine verzögerte Pflanzenentwicklung und Samenbildung mit sich brachte sowie stärkeren Druck vom Falschen Mehltau. So wurden gute Selektionsschritte aber mit wenig Saatgutertrag möglich.

    2022 erfolgte ein Rückgriff auf Saatgut verschiedener Jahrgänge der Favoritenlinie. Der Bestand kam gesund, insbesondere mit Blick auf die Wurzelgesundheit durch die Anbausaison. Der Rücktest zeigte deutlich, dass die Linie gesünder war, wenn nicht zu einseitig auf einen gewissen sehr ertragreichen Typ selektiert wurde. Vor allem die bodenbürtigen Erkrankungen waren durch Rückgriff auf den Jahrgang 2019 weniger auffällig. Bei der Selektion wurden auch einige sogenannte Ausreißer stehen gelassen und blühten mit ab. Im folgenden Satz im Freiland zeigte die Linie 4 guten Ertrag sowie gutes Aufwuchsverhalten.

    Die Linie 4 wurde daraufhin durch die Bingenheimer Saatgut AG in die Versuchsphase aufgenommen.

    Basilikum ist nicht im Artenverzeichnis zum Saatgutverkehrsgesetzt aufgeführt, daher ist eine behördliche Zulassung bei dieser Kultur nicht erforderlich. Die Sorte NINA soll ab 2027 im Saatguthandel erhältlich sein. Die Erhaltungszucht findet durch Nora HILS statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u. a. der Bingenheimer Saatgut AG.
     


Rechtlicher Status: Nina ist nicht anmeldepflichtig, da Basilikum nicht im Artenverzeichnis zum Saatgutverkehrsgesetz aufgeführt wird.

Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut

Züchterin: Annette Tillmanns



Sortenbiografie