Schriek

Agronomische und qualitative Eigenschaften
Die Chicorée-Sorte SCHRIEK bildet leicht gedrungene, bauchige Sprosse mit glänzenden, knackigen Blättern. Das wenige Gelb am Blattrand ist schön leuchtend. SCHRIEK zeichnet sich durch ein kräftiges, zügiges Sprosswachstum aus und eignet sich besonders für die mittelspäte Treiberei. Der Erntezeitpunkt der Sprosse liegt zwischen Anfang Februar und Anfang April. Der Geschmack ist aromatisch-süß mit leichter Chicorée-typischer Bitternote.

  • Ergebnisse aus dem Versuchsanbau

    Ab 2022 unterstützten einzelne Anbauer und Händler die Sortenentwicklung durch Praxisversuche - mit wachsendem Interesse: In der Treibsaison 2024 wurde SCHRIEK von bereits vier Chicorée-Anbauern getrieben und über den Großhandel mit bioverita-Auslobung vermarktet.

  • Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen

    Im Februar 2019 wurde der Sortenkandidat mit Bildschaffenden Methoden untersucht und zeigte eine hochwertige Qualität: „Die Bildmerkmale waren fruchtartig differenziert, sehr gleichmäßig und harmonisch koordiniert in den Strukturausformungen. Ein Abschnüren oder Festhalten von Substanz konnte nicht erkannt werden, eine fließende Verbindung bei allen Bildern mit ausbreitenden und selbsttragenden Strukturen war gegeben.“

    In verschiedenen Verkostungen hat sich der Sortenkandidat immer als recht wohlschmeckend erwiesen: aromatisch-süß mit leichter Chicorée-typischer Bitternote (das ist gesund!).

    Ergebnis einer Verkostung der Bingenheimer Saatgut AG (vier Personen vom Erwerbsgärtnerteam) im Februar 2022: „Die Zuchtlinie wurde bei der Blindverkostung von allen als wesentlich aromatischer, etwas süßer und einfach deutlich leckerer wahrgenommen als die Referenzhybride. Das gibt es selten in so einer Klarheit und macht Mut, sich für eine so schwierigen Kultur wie den Chicorée weiter zu engagieren.“

  • Züchtungsgang

    Ähnlich den Münchner Gärtnern, die früher noch ihr eigenes Rettich-Saatgut zogen, machten es die belgischen Gärtner mit dem Chicorée. Von Greet Lamprecht, einer belgischen Gärtner-Kollegin, bekam Züchter Julian Jacobs im Jahr 2002 eine kleine Menge (5 – 10 Gramm) Saatgut der alten (nicht behördlich zugelassenen) belgischen Landsorte SCHRIEK und startete im selben Jahr in der langjährig biologisch-dynamisch bewirtschafteten Gärtnerei Obergrashof mit der Züchtung. Ziel war es, die Sorte, die bis dato nur für die Treiberei in der Erde, womöglich sogar noch mit Erdabdeckung, geeignet war, an die Verhältnisse in der Wassertreiberei anzupassen.

    Chicorée ist eine zweijährige Kultur und umfasst im ersten Jahr Anbau im Feld zur Wurzelgewinnung mit anschließender drei- bis vierwöchiger Treibphase in stockdunklen Räumen. Im zweiten Jahr werden von den getriebenen Sprossen Pflanzen vom gewünschten Wuchstyp selektiert und die dazugehörigen Wurzeln zur Samengewinnung ins Freiland verpflanzt. Im dritten Jahr beginnt mit diesen Samen der Zyklus von neuem mit Feldanbau. Einen Selektionsfortschritt sieht man demnach immer erst nach zwei Jahren.

    Zu Beginn der Züchtung im Jahr 2004 wurde in der zweiten Generation eine Saatgutbehandlung durch Spielen des Einzeltones „e“ mit einer Querflöte an in Wasser eingeweichtem und später rückgetrocknetem Saatgut durchgeführt. Ziel war es, die Pflanze qualitativ zu fördern und ihr, kurz gesagt, mehr „inneres Licht“ zuzuführen.

    Da sich die Ausgangssorte sehr inhomogen zeigte, wurde mit Einzelpflanzen-Nachkommenschaften und deren B-Stämmen gearbeitet. Konkret wurden in der dritten und fünften Generation Einzelpflanzen selektiert und deren Nachkommenschaften geprüft. In der sechsten und siebten Generation wurde noch mit zwei Linien mit positiver Massenauslese gearbeitet und ab der achten Generation (im Jahr 2017) wurde ausschließlich noch die Favoritenlinie verfolgt. 

    Die Selektion der Sprosse erfolgte im Profianbau der Gärtnerei Obergrashof, also unter professionellen Anbaubedingungen. Neben agronomischen Eigenschaften (Schossfestigkeit, geschlossener Spross, auskömmlicher Ertrag, Blattgesundheit...) wurde immer ein starkes Augenmerk auf die Innenqualität der Sprosse sowie einen guten Geschmack gelegt. Dazu wurden die vorselektierten Sprosse längs aufgeschnitten, die Innenstruktur beurteilt und ein Teil des Sprosses verkostet. Die übriggebliebene Wurzel treibt willig und erfolgreich aus den seitlich neben dem Hauptspross angeordneten Augen wieder aus, sodass die Saatgutgewinnung der auf diese Weise selektierten Elitepflanzen nicht gefährdet war. 

    Da es am Obergrashof keine Vorkommen der Wegwarte gibt, konnte eine Saatgutgewinnung im Freien ohne Einkreuzungsgefahr sehr gut durchgeführt werden. Der Saatgutertrag war in allen Jahren sehr hoch. Nur 2019 gab es einen Totalausfall bei der Saatguternte durch Fäulnis der Samenträger nach dem Auspflanzen.

    Es wurde mit Beständen von jährlich 10.000 bis 20.000 Pflanzen gearbeitet. Während des gesamten langen Selektionsprozesses von 2002 bis 2023 fanden Anbau, Treiberei und Samengewinnung immer unter zertifizierten biologisch-dynamischen Bedingungen statt.

    SCHRIEK wurde im August 2023 vom Bundessortenamt als Amateursorte gemäß Richtlinie 2009/145/EG zugelassen. Die Erhaltungszucht findet durch Julian Jacobs, Kulturpflanzenentwicklung Obergrashof e.V., statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u. a. der Bingenheimer Saatgut AG.


Rechtlicher Status: Schriek wurde im August 2023 vom Bundessortenamt als Amateursorte gemäß Richtlinie 2009/145/EG mit der Kennung ZS 46 zugelassen.

Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut

Züchter: Julian Jacobs