Helena

Agronomische und qualitative Eigenschaften

Die Sorte HELENA ist eine parthenocarpe Schlangengurke für den geschützten Anbau mit fast ausschließlich reinweiblichem Blühverhalten. Die Früchte sind lang und glatt und haben eine auf Reife deutende mittelgrüne bis dunkelgrüne Farbe. Sie können recht groß werden und haben einen sehr feinen, milden, abgerundeten Geschmack.

  • Grundsätzliches

    Alle Schlangengurken des handelsüblichen Typs für Gewächshausanbau sind parthenocarp und reinweiblich. Was der Mensch also als Nahrung zu sich nimmt, ist in diesem Fall eine unbefruchtete, junge Frucht von einer Pflanze, die keine Pollenblüten mehr bildet. Kommt es doch zu einer Befruchtung, z.B. nach Bestäubung durch einen gemischt blühenden Salatgurkentyp, so bildet die Schlangengurke unten verdickte, keulenförmige Früchte mit Samen, d.h. sehr schmackhafte, aber leider unverkäufliche Ware. Der Gärtner muss sich entscheiden, ob er Samen bildende Gurkentypen in seinem Haus haben will oder reinweibliche Schlangengurken – zusammen geht es nicht.

    Wie kommt nun eine reinweibliche Gurke zu „männlichen“ Blüten, die man noch immer für die Befruchtung braucht? In der konventionellen Saatgutproduktion werden Silbernitrat und das Phytohormon Gibberellin auf die heranwachsende Pflanze gespritzt, wodurch die eigentlich reinweibliche Pflanzen zur Bildung „männlicher“ Blüten umstimuliert werden können. Der Einsatz von Phytohormonen ist im Ökolandbau außer in den Niederlanden grundsätzlich verboten, außerdem widerspricht er dem biologisch-dynamischen Gedanken der geschlossenen Kreisläufe. Geht man von der Pflanze als einem von einer Generation zur nächsten sich weiter entwickelnden Wesen aus, so ist diese Entwicklung durch die Reinweiblichkeit unterbrochen und wird dann künstlich von außen wieder übersprungen. 

  • Züchtungsgang

    Die neue Sorte HELENA ist eine echte Schlangengurke vom parthenocarpen Typ, bildet aber unter bestimmten Bedingungen vereinzelte Pollenblüten. HELENA wurde aus der samenfesten Sorte MILGU (ehem. DDR) heraus gezüchtet. Die Züchtungsarbeit an dieser Sorte begann im Jahr 1996 auf dem biologisch-dynamisch geführten Betrieb Oldendorfer Saatzucht. Als MILGU bei der Wiedervereinigung vom Bundessortenamt getestet wurde, zeigte sie sich unhomogen in Bezug auf das Blühverhalten, d.h. es gab reinweibliche, gemischtblühende, aber auch unerwünschte fast rein „männlich“ blühende Pflanzen. Ausgehend von diesem Material sind Einzelbefruchtungen durchgeführt worden. Zudem konnte der Einfluss der Temperatur auf die Bildung der Pollenblüten beobachtet und in ein Verfahren umgesetzt werden. 

    Das Ergebnis ist eine Schlangengurkensorte, die vereinzelt Pollenblüten bildet, die sich aber fast ausschließlich im unteren Bereich der Pflanze befinden, wo die Pflanze ohnehin ausgegeizt wird. Die Pflanze behält also das Potential sich weiter zu vermehren. In wärmeren Lagen bleiben die Pflanzen in der Regel reinweiblich. Wenn die wenigen „männlichen“ Blüten entfernt werden, spricht auch nichts dagegen, beliebige andere parthenocarpe Schlangengurkensorten im gleichen Haus anzubauen. Die Sorte wird, um das Blühverhalten in der beschriebenen Form erhalten zu können, auch für die Erhaltungszüchtung und Vermehrung mit Einzelbestäubungen weitergeführt.

    Die Eintragung in das Sortenregister des Bundessortenamtes erfolgte im Jahr 2001. Die Erhaltungszucht findet in der Oldendorfer Saatzucht durch U. Behrendt statt. 

    Die Organisation der Vermehrung sowie der Vertrieb des Verkaufsaatgutes obliegen u. a. der Bingenheimer Saatgut AG.


Rechtlicher Status: Nach Registerprüfung seit November 2003 durch das Bundessortenamt zugelassen.

Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut, ReinSaat

Züchterin: Ulrike Behrendt



Sortenbiografie