Dolciva
Agronomische und qualitative Eigenschaften
DOLCIVA ist eine nachbaufähige Populationssorte im Typ Nantaise. Die Möhre ist zylindrisch und abgestumpft und weist eine Entwicklungszeit von ca. 130 bis 140 Tagen auf. Sie eignet sich als
Frisch-, Wasch- und Lagermöhre - mit 140 bis 150 Tagen Kulturzeit bedingt auch für Verarbeitung.
Nördlich der Alpen kann sie von Anfang April bis Mitte Juli gesät werden. Sie entwickelt zügig kräftiges Laub, mit guter Alternaria-Toleranz. Die Rübe hat eine ausgeprägte Schulter und wenig Neigung zu Grünköpfigkeit. Ab einer Länge von ca. 20-22 cm stumpft sie ab. Die Schale ist mittelglatt und weitgehend bruch- wie auch platzfest. DOLCIVA ist sowohl außen als auch innen intensiv orange gefärbt. Bei Untersuchungen mit bildschaffenden Methoden zeigte sie eine Vitalität und Reifefähigkeit im mittleren Bereich. Geschmacklich weist sie eine überdurchschnittliche Ausgewogenheit in Süße und Aroma auf, der Brix-Wert (lösliche Trockensubstanz) lag bei verschiedenen Untersuchungen rund 0,5 Punkte höher als derjenige aller Vergleichssorten.
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Züchtungsgang
Die genetische Basis von DOLCIVA bilden fünf ältere, mittelspäte Populationssorten im Typ Nantaise (u.a. FANAL), sowie 12 neue Hybridsorten im Typ BOLERO F1. Die Sorten blühten erstmalig im Jahr 2005 auf den biologisch-dynamisch bewirtschafteten Flächen des Gutes Rheinau frei miteinander ab. Die bei einigen Hybriden beobachtete Pollensterilität verminderte sich erwartungsgemäß mit jeder freien Abblüte. Der jetzige Anteil an pollensterilen Pflanzen liegt auf einem Niveau, wie es bei samenfesten Sorten üblich ist.
Die beobachtete Aufspaltung in Typ, Form und Farbe war geringer als man dies beim Nachbau von Hybridsorten erwarten könnte. Auffallend war hingegen, dass manche Pflanzen überlange, spät- oder nicht abstumpfende Rüben mit grobem Laubansatz bildeten.
Angebaut wurde zunächst auf den eher leichten, biodynamisch bewirtschafteten Flächen von Gut Rheinau in der Nordschweiz, später auch auf größeren Flächen bei benachbarten Demeter-Betrieben. Die Selektion fand in jeder Generation zunächst als positive Massenauslese im Feld statt, sowie nach Aussehen nach der Wintereinlagerung. Selektiert wurde auf den Nantaise-Typ. Aus den so selektierten Elitepflanzen (1.000 Stück) wurde in jedem Zyklus per Refraktometer auf hohen Brix-Wert selektiert. Die neue Auslese wurde anschließend sensorisch auf Süße und Aroma getestet. Die Populationsgröße für die freie Abblüte lag in allen Generationen bei mindestens 300 Pflanzen.
Die Erhaltungszüchtung von DOLCIVA liegt bei sativa Rheinau. Elitemöhren werden zur Erhöhung der Selektionsintensität aus großen Praxisbeständen selektiert. Soweit möglich wird dies während der maschinellen Ernte vor dem Köpfen durchgeführt. Aufgrund der Anbausicherheit und des überdurchschnittlichen Geschmacks findet DOLCIVA bei kleineren und mittleren Bio-Betrieben allmählich ihren Platz.
Nach Registerprüfanbau durch das GEVES wurde die Sorte DOLCIVA im Jahr 2015 vom Bundessortenamt zugelassen. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u. a. der sativa Rheinau.
Rechtlicher Status: Nach Registerprüfung seit Juli 2015 durch das Bundessortenamt zugelassen.
Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut AG, Sativa, ReinSaat
Züchter: Sativa Rheinau AG
Sortenbiografie