Rokero

Agronomische und qualitative Eigenschaften
ROKERO ist ein Rosenkohl mit überwiegend rot gefärbten Blättern und Röschen. Anders als bei Rotkohl ist Rosenkohl nicht vollkommen rot durchfärbt, oft bleibt ein kleiner Rest Blattgrün sichtbar. Die Pflanzen sind von mittelhohem Wuchs mit löffelförmigen Blättern. Die ovalrunden Röschen sind kleiner als bei grünen Sorten, daher empfiehlt sich eine Vermarktung ganzer Strünke. ROKERO hat eine mittelspäte Erntereife ab Ende November (bei Pflanzung Anfang Juni). Neben der klassischen Verwertung als Kochgemüse, eignet er sich mit einem angenehm nussig-aromatischen Geschmack auch für Rohkostsalate. In Untersuchungen mit Bildschaffenden Methoden zeigte die Sorte eine hohe Lebensmittelqualität.

  • Ergebnisse aus dem Versuchsanbau

    Im externen Versuchsanbau auf Domäne Fredeburg sowie in der Gärtnerei Grüner Berg im Jahr 2019 wurden die roten, gut geformten, festen Rosen sowie der schlanke, zylindrische Aufbau des Rosenbesatzes positiv wahrgenommen. Auch der Geschmack wurde im Gegensatz zur Vergleichssorte feiner und aromatischer beschrieben. Auf einem der Standorte wurde eine geringere Standfestigkeit wahrgenommen, auf dem anderen traten keine gekippten Pflanzen auf. Insgesamt war das Erscheinungsbild recht variationsreich. Wie die roten Referenzsorten zeigte auch ROKERO ein niedrigeres Ertragspotential im Vergleich zu den grünen Rosenkohlsorten. Der gute Geschmack und die sehr dekorativen Röschen überzeugten für die Sortimentsaufnahme beim Vertriebspartner Bingenheimer Saatgut im Bereich Spezialitäten. 

  • Ergebnisse der Qualitätsuntersuchungen

    Untersuchung mit Bildschaffenden Methoden durch Gaby Mergardt, 12/2019

    Vergleich zweier Rosenkohl- Varianten mittels der Bildschaffenden Methoden Steigbild und Kupferchloridkristallisatio: 

    Zwei nebeneinander angebaute Rosenkohlvarianten der Sorte RUBINE (Sativa Rheinau) und die eigene Zuchtlinie KSV-KOO-CM-RDxFSxRU (im folgenden benannt als ROKERO) wurden qualitativ beschrieben. 

    Bei diesem Sortenvergleich konnten deutliche Qualitätsunterschiede festgestellt werden. 

    Während die Substanzwirkung bei fast identischen Brixwerten beider Varianten in etwa auf dem gleichen Niveau lag, hatte die Zuchtlinie ROKERO eine deutlich höhere Formintensität. 

    Die Zuchtlinie ROKERO strukturierte Steigbilder mit fließender Verbundenheit, hoher Grundspannung, harmonischer Gleichmäßigkeit und aufstrebender Dynamik, welche eine deutlich höhere Formintensität erkennen lassen.

    Auch bei den Kristallbildern ließ sich die hohe Qualität der eigenen Zuchtlinie gut erkennen. Neben einer schwungvollen Dynamik, die direkt aus dem gut koordiniertem Kristallisationszentrum bis weit zum Bildrandbereich in absoluter Gleichmäßigkeit gezeigt wurde, war auch eine hohe Grundspannung der Nadelstrukturen und eine sehr lebendige Beweglichkeit vorhanden. Harmonisch strukturierte Bilder ohne eine Überbetonung bestimmter Bildbereiche ließen eine hohe Qualität dieser Probe erkennen.

    Neben den qualitativ zu beschreibenden Merkmalen, zeigte die Zuchtlinie ROKERO über einen sehr weiten Konzentrationsbereich, von leichter Unterkonzentration bis hin zu starker Überkonzentration, prägnante ausbreitende Strukturen. Dies machte die außerordentlich hohe Formintensität oder Vitalität dieser Variante noch einmal sehr deutlich. Dieser Bereich war bei der Vergleichssorte stark eingeschränkt. Von verdichteten Nadelzügen im niedrigen Konzentrationsbereich, bis hin zur Abbildung von Substanzdichte ohne Strukturierung.

  • Züchtungsgang

    Das Ziel der Züchtung war eine rote Rosenkohlsorte mit vollständig rot durchfärbten, festen, möglichst großen Rosen. Eine Anbauwürdigkeit für den Erwerbsanbau war kaum erreichbar, da durch die geringere Größe der Rosen bei rotem Rosenkohl das Ertragspotential grundsätzlich wesentlich niedriger ist. Es wurde auf gleichmäßige Erntereife und zylindrischen Aufbau der Rosen geachtet, um eine Einmalernte und die Vermarktung ganzer Strünke zu ermöglichen. 

    2005 wurde eine Anpaarung von jeweils etwa fünf Pflanzen der roten Rosenkohlsorten FALSTAFF (Herkunft: Institut of Hortikulture GB, 2004; seit 2021 nicht mehr zugelassen) und RED (DELICIOUS) (Herkunft: unbekannt, 2004) unter Beteiligung einer einzelnen Pflanze eines eigenen Zuchtstammes IDEMA MIX-ROT (grüner Rosenkohl mit starker Anthocyanfärbung) durchgeführt. Von 2006 bis 2010 fand über drei Generationen ein Nachbau mit positiver Massenauslese statt. Zunächst wurden die Nachkommenschaften der Mutterpflanzen von FALSTAFF und RED DELICIOUS trotz gemeinsamen Abblühens noch als maternale Zuchtstämme getrennt geführt. Da sie sich aber nur wenig voneinander unterschieden, wurden sie ab der dritten Generation (2011) zu einer Zuchtpopulation zusammengeführt. 2012 wurden in der Abblühte einige Pflanzen der Sorte RUBINE (Herkunft: Sativa Rheinau) zur genetischen Bereicherung angepaart. Über fünf weitere Nachbaugenerationen (2013 bis 2021) wurde weiter durch positive Massenauslese selektiert, wobei die Selektionsbestände mindestens einen Umfang von 500 Pflanzen hatten. Saatgut der sechsten Generation (Samenernte 2022) wurde zur Sortenanmeldung vorgelegt. Der gesamte Züchtungsgang fand auf den biologisch-dynamisch bewirtschafteten Flächen des Dottenfelderhofes statt.

    Die Sorte ROKERO wurde im März 2024 vom Bundessortenamt zugelassen. Die Erhaltungszucht findet durch den Züchter Christoph Matthes statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u. a. der Bingenheimer Saatgut AG.


Rechtlicher Status: Rokero wurde im März 2024 vom Bundessortenamt als Amateursorte gemäß Richtlinie 2009/145/EG mit der Kennung KOO 95 zugelassen.

Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut

Züchter: Christoph Matthes



Sortenbiografie