Serafina
Agronomische und qualitative Eigenschaften
Es handelt sich um eine kompakt wachsende Sorte, die sich aufgrund ihres offenen Wuchses und der guten Brechbarkeit der Früchte leicht beernten lässt. Die Früchte sind ansprechend zylindrisch, mittellang, dunkelgrün marmoriert und glänzend. Form und Oberfläche der Früchte sind, so wie es für eine Populationssorte typisch ist, variationsreicher gestaltet als die der Hybridsorten.
Erntebeginn ist im Schnitt sechs Wochen nach der Pflanzung. Ertraglich liegt SERAFINA im guten Bereich von samenfesten Sorten, ähnlich ZUBODA.
SERAFINA weist eine robuste Gesundheit mit einem vergleichsweise späten Mehltaubefall, und damit eine gute Feldhaltbarkeit auf. Unter bestimmten Bedingungen zeigt die Sorte eine Anfälligkeit gegenüber dem Bakterium Erwinia.
SERAFINA weist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen vegetativem Wachstum und Fruchtbildung auf. Der Geschmack der Früchte ist sehr harmonisch, mild aromatisch mit leichter Bitterkeit im Abgang. Die Sorte zeigt in den Untersuchungen mit den Bildschaffenden Methoden eine sehr hochwertige Qualität, bei der sich keine verbesserungswürdigen Schwachpunkte erkennen lassen. SERAFINA hat durchweg harmonische, lebendige, sehr gut koordinierte Gesamtbilder mit einer soliden Stabilität und einer sehr fruchttypischen Verfeinerung. Die Sorte zeigt eine hohe Formintensität, markante klare Strukturen, eine lebendigen Beweglichkeit verbunden mit einer kräftigen, alle Bildzonen verbindenden Dynamik. Neben der hohen fruchtartigen Differenzierung und Substanzwirkung zeigt sich eine ausgeprägte Harmonie und Gleichmäßigkeit bei der Strukturierung. Eine beachtliche Grundspannung in allen Bildern lässt diese ganzheitlich und mit gleichbleibendem Schwung verbindend strahlen.
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Ergebnisse aus dem Versuchsanbau
Eine deutliche Verbesserung zu ZUBODA, offener Wuchs, schöne und gleichmäßige Früchte, schöne Farbe. Ertrag meistens ca. 70-80 % der Vergleichshybride, was oft als ausreichend gesehen wird, da es bei Zucchini nicht auf den Höchstertrag ankommt. Etwas späterer Ertragsbeginn, aber dafür lange im Ertrag bleibend. Besonders der offene Wuchs, der die Ernte sehr erleichtert, wird als echte Verbesserung empfunden.
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Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen
Resultate der Untersuchung mit Bildschaffenden Methoden 2012
Im Jahr 2012 wurde SERAFINA zusammen mit einer weiteren Zuchtlinie durch Gaby Mergardt mit den Bildschaffenden Methoden untersucht. Die Versuchsfrage bezog sich zum einen auf die nahrungsqualitativen Eigenschaften der beiden Zuchtlinien im Vergleich mit der Hybridsorte DUNDOO F1 und der samenfesten Sorte ZUBODA, sowie auf eventuelle Unterschiede bei den Reifeeigenschaften der üblicherweise im unreifen Zustand geernteten Früchte.
SERAFINA zeigt in der Untersuchung mit den Bildschaffenden Methoden durchweg harmonische, lebendige, sehr gut koordinierte Gesamtbilder mit einer soliden Stabilität und einer sehr fruchttypischen Verfeinerung. Im Gegensatz zu den Vergleichssorten werden bei Serafina blatttypische Aspekte von Aufbau und Vermehrung organischer Substanz ohne starke Differenzierung, also etwas typisch Unreifes, sowie eine mineralische Komponente, die sich wurzeltypisch abbildet, von fruchttypischen Ausprägungen überdeckt, wodurch sich die Sorte viel differenzierter gehaltvoller und reifer zeigt als die Vergleichssorten.
Resultate der Untersuchung mit Bildschaffenden Methoden 2017
Im Jahr 2017 wurde die Sorte in zwei Versuchsreihen erneut untersucht. Diesmal im Vergleich mit grünen, gelben und gestreiften Sorten, sowohl aus dem Hybrid- als auch aus dem samenfesten Sortiment. Dabei wird Serafina in beiden Versuchsteilen als die qualitativ hochwertigste Sorte beschrieben, mit der höchsten Formintensität, markanten klaren Strukturen, einer lebendigen Beweglichkeit verbunden mit einer kräftigen, alle Bildzonen verbindenden Dynamik. Neben der höchsten fruchtartigen Differenzierung und Substanzwirkung zeigen sowohl die Steig- als auch die Kristallbilder eine ausgeprägte Harmonie und Gleichmäßigkeit bei der Strukturierung. Eine beachtliche Grundspannung in allen Bildern lässt diese ganzheitlich und mit gleichbleibendem Schwung verbindend strahlen. Bei SERAFINA lassen sich keine verbesserungswürdigen Schwachpunkte erkennen.
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Züchtungsgang
SERAFINA geht auf die Zucchinipopulation MUTABILE zurück, die viele Jahre unter biologisch-dynamischen Verhältnissen, zunächst von Ilmar Randuja, dann 1992 bis 2007 von Thomas Heinze und seit 2008 von Kornelia Becker gepflegt und weiterentwickelt wurde. Die in der Anfangszeit mittels positiver Massenauslese erhaltene Population wurde im Jahr 1996 zur Registerprüfung angemeldet, bestand diese jedoch aufgrund unzureichender Homogenität nicht. Deshalb wurde seit 2002 in der Züchtungsarbeit ein besonderer Schwerpunkt auf die Einheitlichkeit gelegt. Es erschien notwendig, in der Selektion neben eigentlich wesentlichen Merkmalen wie Geschmack, ansprechende Form und gute Brechbarkeit der Früchte, offener Wuchs der Pflanze, angemessener Ertrag und robuste Gesundheit auch alle 67 Merkmale zu berücksichtigen, die in der Registerprüfung (Homogenität, Unterscheidbarkeit und Beständigkeit) betrachtet werden, auch wenn diese für den gärtnerischen Anbau teils gar nicht relevant sind. Hierfür wurden gezielte Pärchen-Anpaarungen morphologisch ähnlicher Pflanzen per Handbestäubung durchgeführt und deren Nachkommenschaften geprüft. Mit dem Ziel einer möglichst hohen Einheitlichkeit wurden seit 2009 immer häufiger Anpaarungen innerhalb einzelner Nachkommenschaften vorgenommen. Insofern wurde bei gleichzeitiger Berücksichtigung eventuell auftretender Inzuchteffekte eine für einen Fremdbestäuber vergleichsweise starke genetische Einengung vorgenommen. Die Züchtungsarbeit wurde wie eine Gradwanderung nach dem Motto „genetisch so weit wie möglich und so eng wie nötig“ empfunden.
Nachdem die Population in ihrer Homogenität anderen samenfesten Vergleichssorten mindestens ebenbürtig erschien und gleichzeitig nach mehrjährigem Probeanbau die Nachfrage nach Versuchssaatgut stetig stieg, wurde die Population im November 2011 unter dem Namen SERAFINA zur Registerprüfung beim Bundessortenamt angemeldet.
Die Prüfung fand, wie schon 1996, in Südfrankreich statt, wo SERAFINA nach dem ersten Prüfzyklus als unzureichend homogen eingestuft wurde. Erst nach einer am Ende fruchtbaren Grundsatzdebatte über den Umgang mit Populationssorten und einer dreijährigen (!) Registerprüfzeit wurde SERAFINA im Januar 2015 vom Bundessortenamt als Neuzüchtung zugelassen. Zum erfolgreichen Abschluss der Prüfung hatte sicher auch die zum 19. März 2014 geänderte Revisionsfassung der Vorschrift zur Durchführung von Registerprüfungen bei Pepo-Kürbis (CPVO-TP/119/1) beigetragen, denn im Gegensatz zur älteren Vorversion der Regelung ist jetzt bei samenfesten Zucchini-Sorten die Feststellung der relativen Homogenität formuliert.
Die Zulassung kann auch als politischer Erfolg gesehen werden, da es seit den 80er Jahren die erste Populationssorte bei Zucchini ist, die das europäische DUS-Prüfverfahren erfolgreich passiert hat. Die Züchtung dieser Sorte wurde durchgängig unter Verhältnissen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise auf den Betrieben von Ilmar Randuja, Thomas Heinze und Kornelia Becker durchgeführt.
Die Erhaltungszucht findet durch Kornelia Becker statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatgutes obliegen u. a. der Bingenheimer Saatgut AG.
Rechtlicher Status: Serafina wurde nach Registerprüfung im Januar 2015 durch das Bundessortenamt mit der Kennung KUP 82 zugelassen.
Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut
Züchterin: Kornelia Becker
Sortenbiografie