Damaun
Agronomische und qualitative Eigenschaften
Zuckermais DAMAUN ist eine der weltweit ersten samenfesten Populationssorten von Zuckermais im Typ „gelb extrasüß“. Damit ergänzt sie als frühe Sorte zusammen mit den Schwestersorten MEZDI (mittelfrüh) und TRAMUNT (mittelspät) die bekannte gelbe Zuckermais-Sorte GOLDEN BANTAM um eine handelstaugliche Erwerbsgärtner-Sorte. Im Gegensatz zur letzteren, normalsüßen Sorte, deren Kolben täglich frisch geerntet und sofort verzehrt werden müssen, bleiben diese neuen Populationssorten wie die kommerziellen extrasüßen Hybriden bei Kühllagerung mindestens 10 Tage handelsfähig. Die Sortennamen sind die rätoromanischen Bezeichnungen für Morgen, Mittag und Sonnenuntergang. Eine gemeinsame Aussaat dieser drei Sorten von Mitte April bis Mitte Juli alle 10 – 14 Tage ergibt eine durchgängige Ernte von Mitte Juli bis zu den ersten Frösten.
Die Jugendentwicklung von DAMAUN ist zügig und kräftig und erlaubt starkes Häufeln zur Beikrautregulierung. Die Standfestigkeit ist sehr gut. Die Reifezeit beträgt ca. 85 bis 95 Tage. Das Erntefenster vom ersten bis zum letzten pflückreifen Kolben ist einige Tage länger als bei Hybriden, erfordert also einen zusätzlichen Erntegang. Für die Einmalernte ist die Sorte damit weniger geeignet. In Süße und Aroma werden die Populationssorten den Hybriden als mindestens ebenbürtig, von vielen Verkostern als überlegen bewertet. Die für die Vermarktung wichtige Lagerfähigkeit ist gleichwertig.
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Ergebnisse aus dem Versuchsanbau
Rückmeldungen der Bingenheimer Saatgut:
Positiv:
- Guter Geschmack, ausgewogen aromatisch, nicht so süßebetont wie viele neuere F1 Sorten.
- Gute Erntehöhe, Kolben sitzen nicht zu tief.
Negativ:
- Deutlich kleinere Kolben als Mezdi und Tramunt
- Kolben meistens nicht ganz gefüllt.
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Züchtungsgang
Als Ausgangssorten für die Züchtung dieser extrasüßen Populationssorte standen ausschließlich Hybriden zur Verfügung, da die 1960 in den USA entdeckte natürliche Mutation „extrasüß“ (Allelbezeichnung sh2) nie anders als in Form von Hybridsorten vermarktet wurde. Im ersten Züchtungsjahr 2004 wurden Muster sämtlicher 40 bei europäischen Importeuren sowie einem US-amerikanischen Händler erhältlichen gelben Hybridsorten eingekauft, auf GVO-Freiheit untersucht, angebaut und geselbstet. In den folgenden drei Jahren wurden jeweils rund zwei Wochen lang alle gleichzeitig kolben-blühenden, positiv auffallenden Pflanzen nach vorheriger Kolbenisolierung miteinander bestäubt (positive Massenselektion mit gezielter Bestäubung durch „künstliche“ Pollenwolken).
2008 wurden die vielen hundert Einzellinien zu drei Reifegruppen zusammengefasst. Diese drei Gruppen werden seitdem räumlich getrennt ausgesät und führten zu den drei jetzt erhältlichen in der Reifezeit abgestuften Populationssorten. Ab dem Auflaufen bis Ende der Kolbenblüte wird der Bestand in negativer Massenselektion von schwachen, von nicht standfesten, von zu stark bestockten, und von Pflanzen mit zu vielen, zu hohem oder zu tiefem Kolbenansatz bereinigt. Eine Einengung des Blütezeitraumes erfolgte durch Rückschnitt der ersten 10 bis 20 % blühenden Pflanzen und der nach freier Abblüte von rund einer Woche noch nicht blühenden Pflanzen. Kurz vor Samenreife wurden rund 1.000 auf ähnlicher Höhe sitzenden großen Kolben von Hand geerntet, entliescht (von Hüllblättern befreit) und nach Trocknung auf ca. 100 bis 200 Elitekolben reduziert. Diese Ernte dient als Elitesaatgut für den nächsten Zyklus.
Während des gesamten Selektionsprozesses wurde bewusst nicht auf anbautechnisch irrelevante Merkmale wie Pflanzenhöhe, Blattbreite, Anzahl, Winkel und Biegung der Fahnenseitenäste selektiert, da bei inzuchtempfindlichen Arten eine solche Selektion in begrenzten Bestandesgrößen immer gesamtertragssenkend wirkt. Für Erwerbsgärtner, die extrasüßen Zuckermais anbauen wollen, besteht mit Damaun und den beiden Schwestersorten nun erstmals eine Wahlmöglichkeit zwischen Hybriden und Nicht-Hybridsorten. Das Saatgut ist zudem zertifiziert ökologisch vermehrt und im Laufe der Entwicklung wurden keinerlei gentechnische Verfahren angewendet. Die Züchtung fand ununterbrochen auf den Flächen des biologisch-dynamischen Betriebes der Sativa Rheinau statt.
Die Zulassung von DAMAUN erfolgte 2013 formell als „Amateursorte“ (gemäß Richtlinie 2009/145/EG), da die staatliche Zulassungsprüfung an einigen „Pflichtmerkmalen“, wie z.B. der Architektur der Fahne mangelnde Uniformität feststellte. Die Anbauwürdigkeit wird durch diese morphologischen Unregelmäßigkeiten nicht beeinträchtigt.
Erhaltungszüchtung und Saatguterzeugung führt F. Ebner bei Sativa Rheinau (Schweiz) durch. Der Vertrieb in Deutschland erfolgt über die Bingenheimer Saatgut AG, in der Schweiz und Frankreich durch Sativa Rheinau AG, in Österreich durch die Firma Reinsaat.
Rechtlicher Status: Seit 2013 als Amateursorte gemäß 2009/145/EG beim Bundesssortenamt zugelassen.
Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut AG, Sativa, ReinSaat
Züchter: Friedemann Ebner, Sativa
Sortenbiografie